Die Nettelstedter Handballdamen müssen sich im letzten Hinrundenspiel mit 27:29 (16:20) am Ende knapp, aber verdient der Oberligareserve des HSV Minden-Nord geschlagen geben. Ausschlaggebend für die zweite Saisonniederlage war dabei eine schwache erste Halbzeit, in der gegen einen abgezockten Mindener Angriff kaum Zugriff gefunden wurde.
Wenn man es positiv formulieren möchte, ist es Ausdruck einer starken kämpferischen Leistung in Durchgang zwei, trotz über 20 Fehlversuchen und technischer Fehler den Ausgang bis in die letzten Minuten offen gehalten zu haben. Bei weniger gnädiger Betrachtung der eigenen Leistung muss man konstatieren, dass das Spiel vor der Pause relativ sang- und klanglos verloren wurde.
Die TuS-Mädels haderten von Beginn an mit der Linie der Unparteiischen, die im Angriff sehr lange ziehen ließen und auch nach einem gefühlten Wandertag im Kontakt noch wahlweise auf Torerfolg oder Strafwurf entschieden. Die Gastgeberinnen spielten ihre Erfahrung aus, stellten sich darauf ein und brachten vor allem über die Halbpositionen ihre körperliche Überlegenheit zur Geltung. Darüber hinaus gelang es ihnen immer wieder, ihre starke Kreisläuferin in Szene zu setzen und auch ein paar Würfe aus der Distanz zu verwandeln.
Das alles hätte nicht spielentscheidend sein müssen, wenn der TuS denn seine Chancen in des Gegners Gehäuse untergebracht hätte. Rechnet man statt der satten elf Fahrkarten eine solide Quote von 75 Prozent, hätte es zur Halbzeit nicht 20:16 gestanden, sondern 20:23 oder 20:24. Das wäre dann zwar immer noch ein wildes Spiel gewesen, bei dem man sich hätte fragen müssen, womit genau die Abwehrreihen sich 30 Minuten Zeit vertrieben haben, aber die Ausgangslage für die zweite Halbzeit wäre eine andere gewesen.
Hätte, hätte, Fahrradkette.
Immerhin: Nach dem Seitenwechsel zeigten die TuS-Frauen defensiv ein anderes Gesicht. Herausragende Akteurin dabei war Torhüterin Katharina Wiebe. Hatte sie in der ersten Halbzeit noch 20 Mal das Leder aus dem Netz fischen müssen, ließ sie jetzt unter anderem mit zwei spektakulären Doppelparaden ihre Klasse aufblitzen. Dieses Plus an Sicherheit übertrug sich auf die ganze Abwehr. Im Ergebnis ließen die Mädels nach der Pause nur noch neun Gegentore zu – ein Klassewert, der unter anderen Umständen sehr wahrscheinlich einen doppelten Punktgewinn gebracht hätte.
In der 36. Minute war durch Mette Riechmann der Anschluss hergestellt (21:20), in der 49. Minute der Ausgleich (24:24) durch Annika Droste. Nach der folgenden Auszeit der Gastgeberinnen erzielte Finnja Rohlfing gar das 24:25 (50.), die erste TuS-Führung seit der 23. Minute. Das Momentum hatte die Seiten gewechselt, ein Auswärtssieg schien zum Greifen nahe. Zwei missglückte Angriffe später hatte sich das Gefühl allerdings wieder verflüchtigt. Die Gastgeberinnen warfen kämpferisch alles in die Waagschale und drehten das Spiel erneut mit einem Drei-Tore-Lauf zum 27:25 (53.).
Nach einer Auszeit gelang noch zweimal der Anschlusstreffer zum 27:26 (55.) und 28:27 (57.), für mehr reichte es jedoch nicht.
Mit dem Heimsieg klettern die HSV-Damen mit 17:3 Punkten auf den Platz an der Sonne und werden dort auch überwintern. Der TuS sortiert sich mit 16:4 Punkten auf der Zwei ein - Dank Schützenhilfe aus Porta: Die HSG-Damen gewannen ihr Auswärtsspiel in Meißen, weshalb der TuSpo (15:5 Punkte) mit Rang drei Vorlieb nehmen muss. Mit ebenfalls erst vier Miesen, aber einem Spiel weniger, steht die SG-Häver-Lübbecke da, die am Samstag in Oberlübbe etwas überraschend nur mit knapper Not die Oberhand behielt.
Spätestens mit dem Erfolg in Meißen, dem fünften in Folge, hat sich auch Porta nach einem missratenen Saisonstart mit 0:6 Punkten im Meisterschaftsrennen zurückgemeldet. Aus dem Vier- ist kurz vor Weihnachten ein Fünfkampf geworden, der für die Rückrunde reichlich Spannung verspricht. Ein klarer Favorit im Rennen um den Landesliga-Aufstieg ist aktuell nicht auszumachen.
Eine heiße Rückrunde ist umso mehr zu erwarten, als ab Platz 6 abwärts schon jetzt der nackte Überlebenskampf herrscht: Wegen einer Reform der Spielklassenstruktur wird es zu einem Rekordabstieg in die Kreisliga kommen, der im schlimmsten Fall noch den Tabellensiebten direkt erwischen und das auf Platz sechs einlaufende Team in die Relegation gegen den Meister der Kreisliga zwingen könnte. Mit freundlichen Punktspenden der Teams aus der unteren Tabellenhälfte ist also nicht zu rechnen.
TuS-Statistik: Wiebe; Droste (1), Husemann, Kraus, Löwenstein (11/6), Püfke, Riechmann (2), Rohlfing (9), Schmidtke (1), Taddigs, Watermann (3), Weisemann, Westerhoff