Nicht besonders schön, aber dem Ergebnis nach souverän haben die Handballfrauen des TuS am Samstag ihre erste Heimaufgabe der Rückrunde gelöst. Mit 44:18 (17:8) distanzierten die Mädels die HSG Espelkamp-Fabbenstedt und behaupteten ihre hauchzarte Tabellenführung vor der punktgleichen SG Häver-Lübbecke. Erfolgreichste Torschützin war dabei ausnahmsweise nicht die erkältet angeschlagene Rica Löwenstein, sondern Carlotta „Speedy“ Schütte, die erstmals seit ihrer Rückkehr aus Mexiko wieder richtig durchzündete und neun Treffer erzielte.
Für die TuS-Frauen stand die Begegnung ganz im Zeichen der Wiedergutmachung für das verkorkste Hinrundenspiel. Zum Serienstart am Blasheimer-Markt-Wochenende hatten sie sich in der Espelkamper Rundturnhalle extrem schwer getan und in der zweiten Halbzeit sogar zwischenzeitlich mit zwei Toren zurückgelegen. Am Ende stand ein 25:20-Auswärtserfolg zu Buche, dem außer zwei Punkten wenig abgewonnen werden konnte. Mit den damals in Espelkamp verballerten Torchancen allein hätte man gut und gern zwei Spiele für sich entscheiden können.
Trotz bester Vorsätze wurde in den Anfangsminuten nahtlos an die Leistung aus dem Hinspiel angeknüpft: In weniger als drei Minuten kam der TuS zu sage und schreibe sechs Torabschlüssen – die allesamt ihr Ziel verfehlten. Erst in der vierten Spielminute platzte der Knoten, als Laura Watermann das 1:0 von der Strafwurflinie erzielte. Zwei weitere Treffer von Laura und einer von Mette Riechmann besorgten eine 4:0-Führung, die Gästecoach Sascha Viermann in Minute sieben mit einer grünen Karte quittierte.
Nach der Auszeit gestaltete sich das Spiel aus Nettelstedter Sicht dann zunächst unerklärlich zäh. Der HSG gelang es, sich bei einem Rückstand von zwischen vier und sechs Treffern zu stabilisieren. Die TuS-Frauen haderten trotz deutlicher optischer Überlegenheit mit ihren Entscheidungen und ihrer Wurfauswahl. Erst ein 4:0-Lauf kurz vor der Pause klärte ein wenig die Verhältnisse. Beim Stand von 17:8 wurden die Seiten gewechselt.
Eine Schrecksekunde war kurz nach Wiederanpfiff zu überstehen, als Laura Watermann nach einem Ballverlust im Angriff beim Versuch einer Rettungstat unglücklich stürzte und sich das Knie hielt. Ein Naturgesetz des Handballsports lautet: Wenn’s nicht ganz derbe weh tut, hört man von Laura nichts. Dass ihr Aufschrei bis in den letzten Winkel des Sportzentrums und darüber hinaus wahrscheinlich bis auf das Gebiet der Gemeinde Hille zu hören war, konnte also nichts Gutes bedeuten.
Obwohl die Verletzung merklich auf die Stimmung drückte, präsentierte sich der TuS anschließend fokussiert und zog davon. Um die 45. Minute herum wäre dem souveränen Schiedsrichter-Gespann dann sicher niemand böse gewesen, wenn sie sich in der Zeit vertan und das Spiel einfach abgepfiffen hätten. Die Entscheidung war längst gefallen, und handballerischer Augenschmaus nur noch sehr vereinzelt geboten. Das Gästeteam ergab sich dem Frust darüber, dass mit dem ungewohnt klebrigen Spielgerät fast nichts gelingen wollte. Für die TuS-Mädels geriet die Schlussviertelstunde zu einer Art Tempogegenstoß-Training, weil es kaum noch zu strukturierten Angriffen kam. Immerhin: Die Quote stimmte. So verkündete die Anzeigetafel zum Abpfiff ein beinahe absurd überhöhtes 44:18, das zwar den Spielverlauf korrekt abbildet, aber sonst wenig bis keine Aussagekraft hat.
Deutlich schöner als das Spiel selbst waren zwei Randnotizen: Einerseits das starke Pflichtspieldebüt von Torhüterin Lilli Feer im TuS-Trikot, andererseits der Moment, als Laura Watermann nach Behandlung im Schiedsrichter-Raum wieder auf der Bank Platz nehmen und auch schon wieder lächeln konnte. An dieser Stelle gebührt unser herzlicher Dank der Zeitnehmerin der HSG, die sich liebevoll um Laura gekümmert hat, sowie den Unparteiischen Ralf Möhle und Frank Grannemann, die dafür unbürokratisch einem vorübergehenden Wechsel am Kampfgericht zugestimmt haben.
Am kommenden Samstag (Anwurf 16:15, Schulzentrum Vlotho) wird es für die TuS-Frauen voraussichtlich deutlich spannender. Mit dem TuS Westfalia Vlotho-Uffeln wartet ein Gegner, der laut Papierform zwar erst sieben Zähler auf der Habenseite hat und auf Tabellenplatz neun rangiert, aber deutlich stärker einzuschätzen ist. Zuletzt gelang den Mädels von Steffi Korf mit einem klaren Auswärtssieg in Petershagen ein Ausrufezeichen, dass mit ihnen im Kampf um den Klassenerhalt weiterhin zu rechnen ist. Um Zählbares vom Vlothoer Berg zu entführen, wird eine Leistungssteigerung erforderlich sein.
TuS-Statistik: Feer, Hoffmann, Wiebe; Droste (2), Kraus (4), Löwenstein (7/4), Riechmann (6), Rohlfing (5), Schmidtke (4), Schütte (9), Taddigs, Watermann (5/1), Westerhoff (1), Wittemeier (1).