Die Saison 2023/24 der Frauenhandball-Bezirksliga wird am übernächsten Samstag (4. Mai) im endspieligsten aller Finale gipfeln. Nachdem sich Klassenprimus Stemmer am Sonntagmittag gegen die HSG Petershagen/Lahde wie erwartet keine Blöße gegeben hatte, legten die TuS-Frauen wenige Stunden später nach, zeigten ihre bisher beste Saisonleistung und gewannen das Verfolgerduell bei den Meißener „Mammuts“ am Ende ungefährdet mit 29:19 (11:9).
Vor einer Kulisse von knapp 80 Zuschauern, darunter zahlreiche mitgereiste TuS-Unterstützerinnen und -Unterstützer, lieferten sich die beiden statistisch besten Abwehrreihen der Liga den erwartbaren Kampf der Systeme. Die Gastgeberinnen (bis dato 399 Gegentore im Saisonverlauf) setzten auf eine tief stehende 6:0-Formation, während die TuS-Frauen (359) eine betont offensive 5:1-Deckung mit Carlotta Schütte auf der Spitze stellten.
Zunächst sah es so aus, als sei das Konzept der TuSpo-Damen zielführender. Sie verschoben gut, wirkten stabil und gut eingestellt auf die TuS-Topscorerinnen Rica Löwenstein und Finnja Rohlfing. Unter den Gegebenheiten des Haftmittelverbots herrschte im TuS-Rückraum in der Anfangsphase Ladehemmung, und was dennoch aufs Meißener Tor kam, wurde zur sicheren Beute von Elena Reincke.
Vorn agierten die „Mammuts“ geduldig und entzogen sich dem Zugriff der TuS-Deckung ein ums andere Mal. Auch ihr Rückzug war anfänglich über jeden Zweifel erhaben. So legten die Hausherrinnen bis zur 6. Minute eine 3:0-Führung vor und stellten den TuS vor eine Denksportaufgabe: Was tun, um in die Umschaltsituationen zu kommen, die es brauchen würde, um gegen die körperlich robusteren Meißenerinnen zu bestehen?
Diese wurde mit einer kleinen, aber wirkungsvollen Umstellung in der Deckung gelöst, die fortan als offensiv interpretierte 6:0-Abwehr agierte. So gelang es besser, die Räume auf den Halbpositionen zu verengen und die TuSpo-Offensive auszubremsen. Zunehmend gelangen die erwünschten Ballgewinne und eröffneten Gelegenheiten, die eigenen Tempovorteile zur Geltung zu bringen. Auch im gebundenen Angriff präsentierte man sich strukturierter. Mit einem 7:2-Lauf drehten die TuS-Mädels das Spiel und zwangen Meißens Coach Dietmar „Latscho“ Niemann zur ersten Auszeit (21.).
In der Folge setzten die TuS-Mädels zwei weitere Nadelstiche durch Greta „Fischi“ Meier und Laura Watermann, die am Ende auch mit vier beziehungsweise acht Toren als treffsicherste Schützinnen auf Seiten der Gäste aus der Partie hervorgehen sollten. Das 5:9 in der 23. Spielminute war dabei schon ein Fingerzeig, den die Meißenerinnen allerdings noch einmal konterten. Bis zum Pausenpfiff kämpften sie sich wieder in Schlagdistanz heran.
Nach dem Seitenwechsel bekam der TuS gut und schnell die Kurve. Über die Zwischenstände 9:12 (32.) und 10:16 (35.) erspielten sich die Mädels eine Sieben-Tore-Führung (11:18, 37.). Es folgte eine kurze Phase mit einigen Unkonzentriertheiten hinten und fahrigen Abschlüssen vorn, die die Gastgeberinnen nutzten, um bis auf drei Tore zu verkürzen (15:18, 43.).
Dass das Spiel danach dennoch zu einer sicheren Angelegenheit für den TuS wurde, lag auch an einem klaren und so nicht unbedingt zu erwartenden Ausgang des Torhüterduells zu Gunsten der Gäste.
TuSpo-Keeperin Elena Reincke gehört ohne Zweifel zum Besten, was die Spielklasse auf der Hüterposition zu bieten hat. Die überaus stabile Vorstellung der „Mammuts“ über die gesamte Spielzeit ist ganz maßgeblich auch auf ihre Leistung zurückzuführen. Durchschnittlich 22,16 Gegentore pro Spiel machen eben einen schlanken Fuß – und verleihen das gute Gefühl, zur Not auch mal mit einer nicht optimalen Angriffsleistung am Ende trotzdem oben bleiben zu können.
In dieser Partie sollte die stets gute „Elle“ allerdings im Schatten ihrer Gegenüber stehen. Den Anfang machte dabei Katharina Wiebe und erwies sich als der gewohnt verlässliche Rückhalt ihres Teams. Zwar ärgerte sie sich über zwei oder drei unglücklich durchgeflutschte Bälle, blieb aber dennoch über 30 Minuten einstellig und legte so ein solides Fundament für den Erfolg ihres Teams.
War Kathas Auftritt schon richtig stark, wurde es geradezu denkwürdig, als ab der 42. Minute der Nachwuchs an der Reihe war. Beim Spielstand von 18:14 aus Sicht der Gäste eingewechselt, musste Lilli Feer noch einmal hinter sich greifen, dann war fürs Erste Ruhe im Schiff. In den folgenden 10 Minuten wirkte das TuS-Gehäuse dank Lillis überragenden Stellungsspiels und spektakulärer Paraden wie vernagelt. Zur exakten Einordnung dieser Leistung fehlt eine Zahl: 18. Die Rede ist von Lebensjahren. Mit den unsterblichen Worten des zu Unrecht verstorbenen Hans Rosenthal („Dalli Dalli“): Wir sind der Meinung, das war spitze!
Das aus dieser Sicherheit wachsende Selbstbewusstsein der TuS-Mädels war beinahe mit den Händen zu greifen. So verwandelte etwa die für Finnja Rohlfing auf der Spielmacherposition gekommene Linn Püfke mit schlafwandlerisch anmutender Sicherheit die beiden ihr anvertrauten Strafwürfe und ließ am Ende noch einen anständigen Strahl aus dem Rückraum folgen. Die dazugehörige Zahl in diesem Fall: 17.
Ein 9:0-Lauf der TuS-Mädels zum 15:27 (53.) besiegelte endgültig den auch in der Höhe verdienten Erfolg. Ein kleines Freudentänzchen nach dem Abpfiff bezeugte schließlich die Erleicherung wie den angemessenen Respekt, mit dem die Mädels in die Partie gegangen waren.
Durch die Ergebnisse des Wochenendes wird das letzte Saisonspiel (Samstag, 4. Mai, Anwurf 18 Uhr) zum herbeigesehnten Finale. Als Tabellenzweiter fordert der TuS in eigener Halle den punktgleichen Spitzenreiter HSV Minden-Nord zur Revanche im Endkampf um Meisterschaft und Aufstieg. Einen klaren Favoriten gibt es dabei nicht. Die Mädels aus Stemmer gehen als Tabellenführer in die Begegnung, nachdem sie das Hinspiel mit zwei Toren Differenz für sich entscheiden konnten und folglich den Direktvergleich anführen.
Beide Teams können beeindruckende Zahlen für sich sprechen lassen. Der HSV musste zuletzt vor mehr als einem Vierteljahr in eine Niederlage einwilligen und ist seither acht Spiele in Folge ungeschlagen. Der TuS wiederum darf auf die Statistik verweisen, den mit 582 erzielten Treffern effektivsten Angriff wie auch die mit 378 Gegentoren stabilste Abwehr der Liga zu stellen. Mehr Spitzenspiel geht nicht.
TuS-Statistik: Feer, Wiebe; A. Aspelmeier, Droste (1), Löwenstein (2/1), Meier (4), Püfke (3/2), Riechmann (2), Rohlfing (3), Schütte (2), Taddigs (2), Watermann (8/4), Westerhoff (2), Wittemeier